Hintergrundinformationen Urininkontinenz
Ursachen
Die Ursachen sind vielfältig und reichen über Diabetes, Schlaganfall, Multiple Sklerose bis hin zum Alter. In diesem Zusammenhang ist auch die Einnahme bestimmter Medikamente von Bedeutung. Psychopharmaka, entwässernde Medikamente, Opiate, Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistamine und Kalziumantagonisten können eine Inkontinenz auslösen oder begünstigen. Daher sollten diese Präparate und das Auftreten von Symptomen mit dem Arzt besprochen werden.
Formen der Harninkontinenz
Funktionelle Inkontinenz
Diese Form tritt bei alten Menschen sehr häufig auf. Hier liegt das Problem darin, dass der Harndrang zwar wahrgenommen werden kann, die Toilette aber nicht schnell genug erreicht wird. Ursachen sind häufig eine eingeschränkte Mobilität oder eingeschränkte geistige Fähigkeiten. Liegt diese Situation vor, sollte unbedingt auf schnell ausziehbare Kleidung geachtet werden, z.B. Hosen mit Gummibund. Bei demenziell erkrankten Personen kann es auch vorkommen, dass sie die Toilette als solche nicht mehr erkennen und daher in Ecken oder in Behälter urinieren. Oder sie pfriemeln an der Kleidung herum und ziehen die Einlage heraus, um dann ins Bett oder auf den Boden zu urinieren.8
Stressinkontinenz
Durch körperliche Belastungen wie Niesen, Husten oder Lachen entsteht ein zu großer Druck im Bauchinnenraum, wodurch sich die Blase leicht absenkt und der Urin nicht mehr gehalten werden kann.
Ursachen:
Bei Frauen durch erschlaffte Beckenbodenmuskulatur (Verletzungen, Geburten), Östrogenmangel, Verstopfung und/oder Übergewicht
Bei Männern durch Operationen (z. B. Prostataentfernung)
Symptomatisch:
Kleine Urinmenge ohne vorherigen Harndrang
Dranginkontinenz (auch „ungehemmte Blase“ genannt)
Wenn wir das Bedürfnis, zur Toilette gehen zu müssen, empfinden, passiert Folgendes: Es werden von der Blase Signale an das Gehirn geleitet, welche den Harndrang melden. Das Gehirn wiederum sendet Signale zur Hemmung des Harndrangs, damit wir es noch rechtzeitig auf die Toilette schaffen. Bei dieser Form der Inkontinenz liegt ein Problem bei der Signalübertragung vor, d. h. anatomisch funktioniert alles einwandfrei.
Sensorische Dranginkontinenz:
Durch bestimmte Umstände, wie z. B. Blasentumoren oder Entzündung, wird die Blasenschleimhaut ständig gereizt, was wiederum die Muskulatur reizt und somit zum Harndrang führt. Weiterhin können Östrogenmangel und Medikamente, z.B. entwässernde Präparate ursächlich sein.
Motorische Dranginkontinenz:
Das Gehirn sendet an die Blase aufgrund von Erkrankungen, wie etwa Multiple Sklerose, Schlaganfall, Verstopfung, verminderte Wahrnehmung (z. B. durch Medikamente), eingeschränkte Mobilität oder verminderte Blasenkapazität, keine hemmenden Signal mehr.
Symptomatisch:
Ständiger Harndrang, brennen beim Wasserlassen sowie häufiges nächtliches Wasserlassen
Überlaufinkontinenz:
Bei dieser Form kann der Urin nicht ausreichend abfließen, sodass die Blase wortwörtlich überläuft. Tröpfchenweise wird Urin abgegeben, damit der Druck in der Blase sich wieder reguliert, allerdings ist die Blase nie entleert.
Ursache:
Tumore, eine Vergrößerung der Prostata oder Narben an der Harnröhre (z.B. durch OPs oder Katheter) verhindern den Abfluss des Urins
Symptomatisch:
Ständige gefüllte Blase und tröpfchenweiser Harnverlust
Reflexinkontinenz:
Kompletter Kontrollverlust der Blasenfunktion aufgrund gestörter Nervenbahnen.
Ursachen:
Tumore, Querschnittslähmungen, Multiple Sklerose, Bandscheibenvorfall
Symptomatisch:
Kein Harndrang, Urinverlust erfolgt nur aufgrund von Reflexen und kann nicht gesteuert werden.9
Quellen:
1+3+8Hayder, D. et al. (2008): Kontinenz – Inkontinenz – Kontinenzförderung. Praxishandbuch für Pflegende. Bern: Huber (Pflegepraxis – Altenpflege).
7Kamphausen, U. (2008): Prophylaxen in der Pflege. Anregungen für kreatives Handeln. 4., überarb. und erw. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer (Pflege kompakt).
2+5+6+9Michalke, C. (2001): Pflegetheorie und -praxis. München [u.a.]: Urban & Fischer (Altenpflege konkret).
4Stiftung Warentest (2010): Lidl liegt vorn. Allzweckscremes. In: Test (4), S. 25–27.
Bild: Peggy Zimmermann(13.06.2013), ohne Titel VI
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